Wollen wir mal super ehrlich sein, natürlich ändert sich vieles mit dem Zweiten Kind. Ein paar Dinge, von denen wir dachten dass sie sich ändern, sind allerdings doch so geblieben. Also hier ist er, der Erfahrungsbericht nach einem Jahr Zweifach-Mutter: Was änder sich, was bleibt so wie vorher?
Was ändert sich?
- Der Stress
Du hast ein Kind, gehst arbeiten, hast vielleicht noch Haus und Hof oder anderweitige Verpflichtungen? Du denkst du kennst die Definition von Stress? Du wirst dich fragen was du mit deiner ganzen freien Zeit gemacht hast. Stresstechnisch war das zweite Kind die größte Umstellung für mich. Doppelt so viele Kinder wie zuvor heißt eben auch: doppelt soviel Möglichkeiten das einer heult, das sich einer weh tut, das einer krank wird, das ein dringendes Anliegen vorliegt. Doppelt Bedürfnisse, doppelt Brote schmieren – doppelt Liebe 😉 Und eben auch – doppelt Stress.
2. Der Fokus auf dem ersten Kind
Bevor unser zweites Kind kam, lag unser Fokus allzeit auf unserer Tochter. Was macht sie? Was braucht sie? Wie entwickelt sie sich? Und das von mindestens zwei Erwachsenen, wenn nicht von der ganzen Familie. Und auch wenn man natürlich nach wie vor auf das erste Kind schaut, so wird die Aufmerksamkeit einfach durch zwei geteilt. Klingt erstmal hart, ist es im ersten Moment sicher auch für das Kind (Stichwort Entthronung) ABER ich möchte behaupten, dass es langfristig profitiert.
Ich glaube, dass es langfristig gesehen gesund ist, nicht ständig im Spotlight zu stehen und den Blick Aller auf sich zu wissen. Für die persönliche Entwicklung halte ich es für unglaublich wertvoll Geschwister zu haben, mal einen Schritt zurück zu treten, mal zu versuchen sich seine Jacke selbst anzuziehen, denn Mama muss jetzt erst mal das Baby anziehen. Solang man nicht vergisst sein erstes Kind auch nach wie vor zu sehen, nur eben nicht wie durch ein Lupenglas, tut dies „nicht-im-Fokus-stehen“ sicher den meisten Kindern sehr gut.
3. So manche Ansichten
Vor der Geburt unseres zweiten Kindes, war ich 100 prozentig der Ansicht alles ganz genau wieder so zu machen, wie bei meiner Tochter. Größtenteils hat sich das auch bewahrheitet, aber in ein paar Punkten ist der Kleine einfach ein ganz anderer Mensch und ich habe mich, entgegen meiner Behauptung, mit ihm anders verhalten.
Beispiel trocken werden: Meine Tochter war mit 15 Monaten tagsüber trocken. Sie zeigte das einfach an, sagte mir Bescheid wenn sie mal musste. Ich habe mit ihr, wie aber auch mit meinem Jüngsten Teilzeit Windelfrei gemacht. Nun entgegen dessen: mein Sohn macht im gleichen Alter absolut keine Anstalten die Windel loswerden zu wollen. Und das ist vollkommen okay! Nur zeigt mir das: alles gleich gemacht, aber unterschiedliche Kinder. Ergo – unterschiedliches Verhalten und unterschiedliche Entwicklung.
Was ändert sich nicht?
- Die Finanzen
„Kinder sind so teuer!“ – Ja, klar sind Kinder teuer. Aber ich würde behaupten zumindest in den ersten Jahren und gerade beim Zweiten fällt das nicht ins Gewicht. Nach einem Jahr kann ich absolut behaupten, dass wir nicht exorbitant mehr ausgeben, oder uns das zweite Kind in den Ruin getrieben hat. Er ist mit ins Zimmer seiner Schwester gezogen, trägt erst mal die meisten ihrer Sachen auf, läuft halt mit. Er wird sicher irgendwann mal „mehr kosten“ – aber dann sind auch wir älter und unsere Gehälter sind gestiegen. Davon abgesehen dass ich die Entscheidung zu einem Kind selten wirklich vom finanziellen Abhängig machen würde, bin ich mir sicher, dass wir das schon zukünftig hinkriegen werden.
2. Der Familienalltag
Auch wenn da ein neuer kleiner Mensch, mit einem ganz eigenen Rhythmus und eigenen Bedürfnissen daher kommt – an unserem Alltag als Familie hat sich eigentlich nichts geändert. Wir bestreiten unseren Tag noch genau wie vorher, stehen gemeinsam auf, gehen gemeinsam zu Bett und dazwischen leben wir eben den vollen Alltag. Das Baby lief von Anfang an mit, wurde überall mit hingenommen, wurde immer integriert. Natürlich ist da eine Rücksichtnahme, gerade wenn sie noch sehr klein sind und auch immer mal ein Punkt den wir vielleicht nicht so umsetzen, weil der Kleine dafür noch zu jung ist – aber das ist wirklich selten.
3. Die Liebe
Jaaaa – ich weiß, ihr wollt harte Fakten und ich komme mit den Kitsch-Punkten 😉 ABER es ist stimmt nunmal. Die Liebe zu meinem ersten Kind, hat sich überhaupt nicht verändert. Man denkt man muss die Liebe teilen, aber so ist es wirklich nicht. Meine Tochter so liebevoll mit ihrem Bruder zu sehen, multipliziert die Liebe. Es gibt genug für alle – an der Liebe ändert sich gar nichts.
Fazit
Prinzipiell wird dich nichts auf das zweite Kind vorbereiten können. Nicht mein Beitrag, nicht deine Erfahrungen mit dem ersten Kind. Ich denke aber, dass die Entscheidung zu einem weiteren Kind auch immer aus dem Herzen heraus getroffen sein sollte, und nicht mit einer Pro und Kontra Liste.
Bildcredit: Alle Bilder sind von den wundervollen Reportage Fotografen von zeitmitdir erstellt (und von mir bearbeitet), die hier wundervolle Tipps zu Aufnahmen mit Kindern geben. Ihr könnt sie aber ebenfalls buchen, damit sie euch ein paar Stunden oder einen Tag in eurem Familienalltag begleiten.
7 Kommentare
Liebe Franzi, mit deinen zarten 27 Jahren hast du es liebevoll auf den Punkt gebracht. Danke.
so zart 😉 Haha! danke dir!
Sehr schön geschrieben und kann ich dir nur in allen Punkten zustimmen. Ich bin jetzt seit 11 Monaten zweifache Mädchenmama 😊
Ich finde den Kitsch punkt am besten 😉 Die Liebe ändert sich wirklich NULL und das ist so so schön oder. Man stellt sich ja schon die Frage ob man vielleicht ein Kind mehr lieb haben wird oder nicht, aber ich kann das nicht behaupten. Ich liebe beide SO unfassbar arg.
Bei uns war die Umstellung von einem Kind auf Zwei jetzt zwar nicht mit mega viel Veränderung verbunden, aber wir fanden es irgendwie krasser. Also irgendwie krasser als von keinem Kind auf ein Kind 😉
Aber mittlerweile sind wir gut eingegroovt.
Liebe Grüße
Dani
Zum Punkt Liebe fällt mir spontan ein buddhistischer Spruch ein: Tausende Kerzen lassen sich an der Flamme einer einzigen Kerze entzünden, ohne dass ihr Licht dadurch erlischt. Glück wird nicht weniger, wenn man es teilt.
schönes Spruch!! Danke fürs teilen
Ich mag deinen Blog und finde mich als dreifach-mama sehr oft darin wieder. Ich muss dir auch hier in fast allem recht geben. Allerdings denke ich, dass es tatsächlich ansatzweise eine Vorbereitung auf das 2. Kind gibt. Jeder ist da anders und auch jede Situation ist anders. Aber für mich war die Umstellung auf zwei Kinder am „entspanntesten“. Ich denke, hauptsächlich weil ich mir in den Monaten vor der Geburt in vielen Situationen immer wieder überlegt habe: „was würde ich jetzt machen, wenn gleichzeitig ein Baby nach mir schreit?“ und das war tatsächlich eine super Vorbereitung. Nicht, dass das dir Lösung aller Probleme ist, aber vielleicht als zusätzliche Hilfe.